Viele Unternehmen geben eine Menge Geld aus für Employer Branding in Form von Kampagnen, Messestände, Events, etc. - gut gelerntes, klassisches Marketing. Die gleichen Mittel, die wir verwenden, um die Produkte und Dienstleistungen unserer Unternehmen an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Nach dem Kauf bzw. Konsum gibt es ein Feedback der Kunden - die Bewertung. Jede Bewertung wird verfolgt und argwöhnisch beobachtet in der Erwartung, dass sie möglichst gut ausfällt - weil eine schlechte Bewertung ja Einfluss haben könnte/kann auf unser Geschäft. Durch soziale Medien, Vergleichsportale und Onlineshops haben wir uns angewöhnt, Dinge offen und direkt zu bewerten - Märkte werden transparent. Das gleiche passiert inzwischen auch mit Arbeitgebern. Auf einschlägigen Plattformen, wie kununu oder glassdoor, werden Unternehmen in ihrer Funktion als Arbeitgeber bewertet und beurteilt. Der Effekt dieser Bewertungen ist ähnlich wie die Bewertung für Produkte oder Dienstleistungen - wird aber, so scheint es zumindest, noch nicht überall wirklich so ernst genommen.
Schlechte Bewertung = weniger Bewerber
Was ist die Folge: insbesondere jüngere Menschen sind besonders Bewertungs-affin, soll heißen, dass sie bevor sie etwas kaufen, beispielsweise möglichst viele Rezensionen zu einem Produkt lesen und sich intensiv informieren und vergleichen. Wir haben uns das einfach so angewöhnt. Das gleiche passiert bei Jobs - zumindest immer häufiger. Die Rezensionen bzw. Bewertungen von bestehenden oder ausgeschiedenen Mitarbeitern (= HR-Kunden) sind immer wichtiger, wenn es darum geht, sich für einen Job zu bewerben, oder eben nicht.
Entwicklungen der Demografie, Fachkräftemangel und geänderte Einstellung zu Lebens- und Arbeitszeit sind eine ungünstige Konstellation bei gleichzeitig wenig rühmlichen Bewertungen der Unternehmen als Arbeitgeber. Denn unser Business "kriegen wir digitalisiert", das scheint zu schaffen, aber die Frage, die sich stellt, ist, ob wir genug Nachwuchs und MitarbeiterInnen haben werden, dieses Geschäft in Zukunft auch zu machen und (!) weiterzuentwickeln.
Gute Bewertung setzt gute Employee Experience voraus
Wenn wir der jährlichen Gallup Studie zu Job-Engagement glauben (und das sollten wir zumindest in Erwägung ziehen), dann sind große Mehrheiten der Menschen "not engaged" oder sogar "actively disengaged" in ihren Jobs. Das heißt, sie machen "Dienst nach Vorschrift" oder befinden sich eventuell sogar im "Zustand der inneren Kündigung" - also insgesamt wenig happy in ihren Jobs. Diese Gruppe - und lt. Gallup sind es mehr als 80 % - sind im Sinne des Employer Brandings bzw. Marketings keine besonders "optimalen" Markenbotschafter, wo Unternehmen darauf vertrauen können, dass sie eine gute Bewertung erhalten. Um das zu ändern, hilft aber kein Employer Branding, kein Messestand, keine Kampagne, etc., sondern "nur" das intensive Investment in Employee Experience.
Start EX Design
Beginnen Sie damit mehr über ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erfahren - eine Mitarbeiterbefragung im Jahr oder alle 2 Jahre ist zu wenig und lässt so gut wie keine echten Rückschlüsse auf den Zustand im Unternehmen zu - es ist ein Schlaglicht.
Erstellen Sie auf Basis der Erkenntnisse zu Ihrer Organisation eine Heat-Map - wo besteht der größte Bedarf, was ist besonders dringend, etc.
Stellen Sie Budget sicher, damit auch wirklich Umsetzung erfolgen kann. Viele Maßnahmen für bessere Employee Experience kosten übrigens wenig oder sind sogar gratis verfügbar.
Entwickeln Sie eine Employee Journey - hier kann das Marketing mit Grundwissen helfen: was sind die wichtigen Momente, die Emotionen wecken? Wie gestalten wir diese Momente in unserer Organisation?
Designen Sie in den wichtigen Bereichen auf Basis der Analyse Lösungen, launchen Sie diese, lassen Sie die MitarbeiterInnen die Lösung ausprobieren, fragen Sie ehrlich nach Feedback, und beginnen Sie von vorne: bei gutem Feedback Implementierung, bei schlechtem Feedback zurück an den Start. Dieses Prinzip der agilen Produktentwicklung lässt sich optimal für Employee Experience anwenden.
Nebeneffekt: Kreativität & Innovation
Sehr gute Employee Experience schafft auch bessere Customer Experience - logisch eigentlich. Wenn Mitarbeiter Ihren Job und Ihre Arbeit positiver erleben, sind sie motivierter, engagierter und bringen sich mehr ein - das kommt Ihren Produkten und Services zugute, was wiederum für Ihre Kunden gut ist. Der positive Effekt von EX auf Ihre Kunden wird sich rasch bemerkbar machen - und im Wettbewerb Vorteile bringen.
Beigefügt Unterlagen zu einem Workshop im Rahmen des LSZ Kongresses "Future of Marketing" - unter dem Titel: "Attraktive Arbeitgeber investieren in Employee Experience - und was Marketing dazu beitragen kann": https://de.slideshare.net/MaximilianLammer/employee-experience-attraktive-arbeitgeber-investieren-in-ex
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