Es ist relativ einfach und doch so schwer. Es gibt drei simple Gründe, warum große (aber auch kleine), etablierte Unternehmen scheitern: Ignoranz, Arroganz und daraus folgend den Zeitpunkt für Innovation zu versäumen. Einfach in der Analyse und Erklärung ("nachher ist man immer schlauer"), schwer im Erkennen, aber vor allem Eingestehen und besonders im Verändern bzw. ganz Ablegen.
Ignoranz ist das Resultat aus unserer sogenannten "Erfahrung", die vor allem lang gediente Führungskräfte haben. 20-30 Jahre "Erfahrung" lassen sich nur sehr schwer ablegen, weil man natürlich sehr viel erlebt und gesehen hat. Aber inzwischen sind die bisher gemachten Erfahrungen bei vielen aktuellen Entwicklungen (Stichwort "VUCA") so gut wie wertlos, weil keiner damit Erfahrung hat bzw. haben kann. "Das haben wir immer schon so gemacht", oder "das müssen die anderen erst mal lernen" sind die gängigsten Aussagen, die sicher schon alle mal gehört haben.
Arroganz ist die Folge des aktuell meist (noch) ganz gut laufenden Geschäftes, das Unternehmen und Führungskräfte dazu verleitet andere Entwicklungen zu übersehen oder absichtlich nicht wichtig genug zu nehmen. Der Fokus ist klarerweise auf dem laufenden Business, weil man von Zielen und Vorgaben für die nächsten 12 Monate getrieben ist. Beispiele wie Kodak oder Nokia (dauernd strapaziert und alle kennen sie - dennoch) sollten allen eine Lehre sein. "Das passiert uns doch nicht" - naja hoffentlich... aber Sicherheit gibt es dafür keine.
Bleibt noch das Versäumnis des Zeitpunktes für Innovation, das sich eigentlich selbstverständlich aus den ersten beiden "Gründen" ergibt. Denn wer Entwicklungen aus "Erfahrung" ignoriert und aus "Überheblichkeit" nicht ernst nimmt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit und Sicherheit den Zeitpunkt für Innovation versäumen. Der war - unter dem Einfluss von technologischen Entwicklungen - nämlich bereits gestern... Klar: das Geschäft heute zahlt die Gehälter, die Zukunft aber sichert nur die Innovation.
Was soll und kann man also gegen starre Haltung, Ignoranz und Arroganz tun? Eine schwierige Frage, tatsächlich, vor der sehr viele Menschen stehen, die diese Umstände in Unternehmen erkennen aber oft nicht in entscheidender Position sind etwas ändern zu können. Die Folge ist meist die gleiche: Die motivierten MitarbeiterInnen werden schnell demotiviert - und die Employee Experience verschlechtert sich. Die Konsequenz über kurz oder lang ist Unzufriedenheit im Job, ev sogar "innere Kündigung" oder Jobwechsel. Das ist besonders fatal, weil damit wertvolle KollegInnen unnötigerweise verloren gehen.
Ein Patentrezept gibt es natürlich nicht wirklich - weil sich Erfahrungen und das daraus bestimmte Verhalten so schlecht verlernen lassen, das kennt jeder von sich selbst. Und das aktuell gute Ergebnis gibt einem/einer ja scheinbar recht in seiner/ihrer Haltung. Wichtig ist es aber die Gründe für Scheitern von Unternehmen immer wieder klar anzusprechen und manchmal auch einen Spiegel vorzuhalten, damit es vielleicht die Chance auf ein Umdenken gibt. Zum Glück haben ganz viele bereits erkannt, dass man sich trauen muss, Neues auszuprobieren und sich für Neues zu öffnen, um weiterhin erfolgreich sein zu können. Auch wenn das erfordert, dass man sein eigenes Ego etwas zurück stellt und sich weniger wichtig nimmt - aber das ist menschlich gesehen natürlich das Schwierigste überhaupt. Damit möglichst vielen ein Nokia- oder Kodak-Schicksal erspart bleibt - das ja alle kennen.
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